Backdrop and Lock-up [Panoptikum]

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Im Panoptikum, Jeremy Benthams idealem Gefängnis- und Erziehungsbau, werden die Deliquenten permanenter Überwachung durch einen Aufseher unterzogen, der im Mittelpunkt eines runden Gebäudes mit strahlenförmigen Trakten sitzt. Aber zu welchem Zweck? Als Begründer des Utilitarismus und Anhänger des Wirtschaftsliberalismus war Bentham davon ueberzeugt, dass der Kapitalismus der wahre Schlüssel zum Glück des Menschen ist – und nichts anderes als den Weg zum Glück wollte er mit dem Panoptikum jedem Menschen ebnen.

Jeremy Bentham
Das Panoptikum
erstmals aus dem Englischen übertragen von Andreas Leopold Hofbauer

hg. von Christian Welzbacher
mit Essays von Michel Foucault, Henry Sidgwick, Christian Welzbacher und Andreas L. Hofbauer

Berlin 2013
212 Seiten, Hardcover, zahlr. Abb.
ISBN 978-3-88221-613-4


Verlag Matthes & Seitz Berlin

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Pics: Still from Marcel Broodthaers’ movie Figures of Wax (16 mm, 15. min., London 1974) and a piece from his storyboard for the same film

Höhlen (ein Nachtrag)

Höhlen und Ateliers haben einiges gemeinsam. Materialisierte Träume quälen sich durch ihre Nahtstellen ans Licht. Anderes wieder will sich durch diese Engpässe zurück ins Dunkel verflüchtigen. Das interessiert die Psychogeografie. Ja es könnte gar scheinen, als sei noch die „Himmelswölbung das Inn’re eines ungeheuren Schädels und wir darin seine Grillen!“ (Grabbe) Merkwürdigen Funden ist also nachzugehen. Adolf Hitler zum Beispiel schätzte das Portrait seines Schädels nicht, den Josef Thorak in Bronze goss. Letzterer meinte dazu später: „Er hat die mangelnde Ähnlichkeit gerügt. Aber ich bin kein Porträtist. Ich habe sie künstlerisch geformt und die Charaktermerkmale des Kopfes hervorgehoben. Das waren die Kauwerkzeuge.“

Andreas L. Hofbauer for the Bairishe Geisha “Ik spek Menkenspak”

This “Alphaville” ought to be called “Zeroville”! (Lemmy Caution)

“No scene really leads to the next, all scenes lead to each other. No scene is really shot out of order. It’s a false concern that a scene must anticipate another scene that follows, even if it’s not shot yet, or that a scene must reflect a scene that precedes it, even if it’s not shot yet, because all scenes anticipate and reflect each other. Scenes reflect what has not yet happened, scenes anticipate what has already happened. Scenes that have not yet happened, have.” (Vikar – with K – channeled via Steve Erickson.)

Die Insistenz der Letter aka 1 F zuviel bei 25 Jahren Ex’n’Pop

Videostill (Video by Pepi Streich)

… and Endymion dreamt in his sleep

Der Name Endymion bedeutet jemanden, der sich “innen befindet”, umfasst von der Geliebten, wie in einem gemeinsamen Kleid. (Karl Kerényi)
http://vimeo.com/6707336

feel – Zwei Novembernächte (extract)

In commemorance of Franz Schubert, Owen Chase, Ferdinand Maximillian Joseph of Austria, Rev. Jim Jones and the ARTIST AS A YOUNG BOY. Dedicated to my son and Atropos – the one who cuts the thread.

Mise-en-scène: Bodo Sperr, Actors: Marius Mittag • DANA • Mike Giordano • Antje Jülich • Gerald Koenig • Sebastian Tyroller • Maggy Domschke • Bea Van den Bergh, Camera: Jan Borchert

Production took place in June 2012, Kleiner Wasserspeicher (Prenzlauer Berg / Berlin)

REV. JIM JONES
Wir schreiben Löcher in die Welt. Ja, wir sind sogar diese in die Welt geschriebenen Löcher. Nicht dazu da, mit den Träumen der anderen gefüllt zu werden, Fluchtorte für ihre Phantasien zu sein, Bergungsstätten – nein: nichts weiter als bloße unfruchtbare leere Löcher.

OWEN CHASE
Der Traum eines jeden großen Regisseurs, nicht wahr?

Watch out for BLACK BOX CORONA

SPCTRL

Sie haben offenbar noch nie mit Gespenstern gesprochen. Aus denen kann man ja niemals eine klare Auskunft bekommen. Das ist ein Hin und Her. Diese Gespenster scheinen über ihre Existenz mehr im Zweifel zu sein als wir, was übrigens bei ihrer Hinfälligkeit kein Wunder ist. (Franz Kafka)

Imagine … Fire! Imagine … Great Balls of Fire! Imagine … NYC in September!

KQSM – Kerker, Quote, Stubenmusi – mit einer Sondersendung zum zehnten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001.
Dies ist eine offizielle Trauersendung, live aus dem erdbebensicheren, unterirdischen Sendestudio im Herzen der Hauptstadt.

Nachdem die Türme eingestürzt waren, zensierte sich das US-amerikanische Radio selbst. Das Medienunternehmen Clear Channel Communications veröffentlichte eine Liste mit 166 Titeln, die fortan nicht mehr im Radio gespielt werden sollten, weil sie als unpassend empfunden wurden. Stattdessen sollte nur noch ein einziger Titel gespielt werden, nämlich “Only Time” von Enya, einer irisch-ätherischen Sängerin mit elfisch-katholischem Hintergrund.

So geschah es dann auch. Es wurde nur noch ein einziger Titel gespielt, nämlich “Only Time” von Enya.
Auf diese Weise entstand auch das erste Musikvideo zu den Anschlägen, denn ab dem 12. September 2001 wurden weltweit sämtliche TV-Zusammenschnitte der einstürzenden Türme mit diesem Stück unterlegt.

Die heutige KQSM-Sendung widmet sich zur Gänze den Titeln, die seinerzeit auf der Schwarzen Liste landeten.


Dies ist DJ Officer, Officer … der Nordturm. Mit an Bord ist Dr. Andreas Leopold Hofbauer … der Südturm.
An den Reglern und am Live-Soundtrack der Paulator … das Gebäude Nr. 7.

No Resurrection without Psychoplastic Reshape


Painting by Aleister Crowley, located in a door jamb, Abbey of Thelema, possibly depiction of Baphomet

Zum Replikat von Aleister Crowleys Chambre des Cauchemars

Ein Ritual- oder Initiationsraum dient der Kraftübertragung. Die Vehikel solcher Transmissionen können unterschiedlicher Verfassung sein. Zweifellos kommt dabei Körpern und Bildern (Visualisierungen) ein besonderer Stellenwert zu. (Damit ist nicht gesagt, dass Bilder keine Körper sind.) Hier haben wir es mit Bildern zu tun, die direkt an Wänden angebracht wurden und den gesamten Raum in einen Bild-Raum verwandeln. Derlei Bilder dienen nicht dem interesselosen Wohlgefallen der Betrachtung, sondern sind Affekt-Zeichen.

Gemäß der nietzscheschen Überlegung, dass Wirkungen den Ursachen vorangehen, scheint es meiner Einschätzung nach nicht von vorrangigem Interesse, nach dem Warum und Wie dieser Einweihungen zu fragen. Wir dürfen uns fürs Erste damit begnügen festzustellen, dass es gewisse Riten gab, die vor dem Eintritt in das Chambre und während des Aufenthalts in selbigem zur Anwendung kamen. Von der Benutzung von Drogen und der Durchführung sexual-magischer Praktiken ist auszugehen. Desgleichen wurde der Raum für profane Zwecke genutzt (und diente Aleister Crowley schlicht als Schlafzimmer), wobei nicht nur diesem Fall die Trennlinie zwischen profan und theurgisch ohnehin eine unscharfe ist.

Entscheidend bei all dem ist, dass während der rituellen oder initiatorischen Vorgänge die Bilder selbst lebendig werden sollten („become alive“) und vom Geist des Initianden / Magiers Besitz ergreifen („obsess their spirit“). Das Problem solcher Besessenheit ist nun ein Zweifaches. Zum einen übermannt ein derartiger Vorgang den Willen (griech: thelema), zum anderen erlaubt auch die Intensivierung und Transformation dessen, was man sich gemeinhin unter eben einem solchen Willen – einem, dem (selbst)bewussten Ego unterworfenen Akt – vorzustellen pflegt. Wille ist hier nicht länger actus, sondern Prozess (ein Werden / becoming). Die Evokation von göttlichen, dämonischen, astralen oder sonstigen Entitäten oder Vorstellungskomplexen durch Bilder ist Transformation des in sich verschlossenen Egos. Der Ritualraum ist ein symbolischer Energiecontainer, der es dem Fleischcontainer ermöglicht sich zu öffnen. Bilder werden inkarniert (dringen ein) und entrücken den Körper in andere Bewusstseinszustände, die von mehr oder weniger dauerhafter Natur sind (nachdem der Ritualraum verlassen wird). Es findet somit ein psycho-pikto-plastisches Reshape statt. In David Cronebergs Film Videodrome merkt Prof. O’Blivion (Medienanalytiker und Psychoplast) an, dass er zuerst angenommen hätte, seine Visionen seien auf den Tumor in seinem Gehirn zurückzuführen; bis ihm klar wurde, dass im Gegenteil die Visionen seinen Tumor hervorgebracht hätten. Die Bilder generierten New Flesh. Verändert nun auch der Magier nicht die Welt um sich herum, sondern transformiert sich selbst (damit „seine“ Welt und das nicht bloß „kognitiv“), dann verleibt er sich die lebendigen Ritualbilder des workings (ergon) ein. Aus diesem Grunde könnte man die Wandmalereien durchaus, wenn auch ein wenig oberflächlich, als Sigillen bezeichnen. Diese leben dann in ihm als Reste weiter, über-leben, bilden Aspekte eines neuen Selbst-im-Werden. Es entsteht eine Art multiple Persönlichkeit, oder besser noch ein Komposit-Selbst, das diese verschiedenen Facetten nach und nach „bewusst“ einsetzen kann. Viktor Neuenburg, der Adept Crowleys und Informant Sigmund Freuds (gemeinsam mit Eckenstein gab er letzterem den Hinweis auf das „ozeanische Gefühl“, von dem Freud Zeit seines Lebens bestritt, es jemals erfahren zu haben), hat darauf hingewiesen, dass solcherlei Vorgänge mit der Traumerfahrung in Beziehung zu setzen sind. Tagreste dringen in Form von Symbolen in die Bildwelt des Traumes und Nachtreste der Symbol-Bilder werden (bewusst oder unbewusst) zurück in den Wachzustand  übertragen.

Sonach ist der Transmissions-Raum eben auch (T)Raum.

Die Transmission ist eine virtuelle (von virtus = Macht). Wird sie ritualisiert, wird sie dem Willen (wessen auch immer) unterworfen um kontrolliert werden zu können. Macht verlangt nach Form; In-formation. Bediente sich Crowley auch freimütig bei den Ideen und dem Info-Material anderer, so liegt hierin doch ein zentrales Moment nicht allein der individuellen Vervollkommnung, sondern auch eine Utopie des Gesellschaftlichen und Politischen. Rabelais kennt nur das TU WAS DU WILLST, das als Motto seine Abtei von Thélème schmückte. Diesen Satz hat Crowley entscheidend erweitert – indem er unscheinbar ein anderes Motto transformierte, das bereits Jahrzehnte vorher ausgesprochen wurde. (Und zwar von Paschal B. Randolph für die Brotherhood of Eulis.) Dieses ursprüngliche Gesetz von Randolph lautet:

Will reigns omnipotent;
Love lieth at the foundation.

Inkarnation unter dem Gesetz der Liebe (Sexualmagie), Freisetzung aller Potenzen des Willens (der nicht länger an ein Ego gebunden ist), keine Abkehr hin zu Nirvana oder Nichts, sondern konkrete Diesseitigkeit und Materialität als spirituelles Band neuer Gemeinschaft.

Die Reste der Wandbilder aus dem Chambre des Couchemars, die Zerstörung und Verfall gerade noch überstanden haben, sind Ruinen und Fragmente eines ähnlichen Versuchs. Ein unkontrolliertes Palimpsest ist entstanden (Übermalungen, Graffitti etc.) und die lichtbildliche Herausnahme der noch (un)versehrten Stellen – nennen wir es getrost Archäofotografie – macht nun den Raum selbst wieder transportabel. Das Replikat des Raumes bewerkstelligt die Filiation von Räumen und Kräften. Wenn die Geheimnisse an den Wänden die Kraft zu senden zurückgewinnen, die Kraft zu über-tragen, dann werden sie auch zu denken geben. Sie werden die Frage aufwerfen, was das eigentlich für eine Temporäre Autonome Zone (Hakim Bey) war. Gibt es am Replikat noch Aurareste? Und selbst wenn dem nicht so sein sollte: Genügt nicht allein schon die profane Epiphanie dieser Fragmente, um uns Staunen zu machen?

Wie auch immer. Die Abtei Thélème, die Gargantua dem Mönch stiftet (François Rabelais, Gargantua, Kap. 52), hatte gar keine Mauern. Gewiss ist auch, dass es keine Trompeten von Jericho bislang zustande brachten, die Thelema Abbey vollständig zu vernichten. Die Bilder an den Wänden und Mauern haben sich nun selbst aufgemacht, angefangen sich wieder zu bewegen. Sie haben zu wandern begonnen. Wohin ist nicht klar; doch senden sie weiter. Die Signale sind von vielfältigem Rauschen gestört; es gilt, das richtige Frequenzband zu finden.

Tom McCarthy hat eindrücklich darauf hingewiesen: In Jean Cocteaus Film Orphée schaltet der Titelheld wild zwischen den Sendefrequenzen hin und her. „BIEP-BIEP-BIEP … Achtung: Der Vogel singt mit seinen Fingern … Einmal … Ich wiederhole … 2,294 … Zweimal … BIEP-BIEP“, tönt es aus seinem Autoradio, dem einzigen Ort, der sich selbst an beinahe jeden anderen Ort bringen kann und wo man die „Anweisungen von Drüben“ empfangen kann. Als man ihn fragt, warum er dem zuhöre, antwortet er: „Ich bin dem Unbekannten auf der Spur.“

Andreas Leopold Hofbauer, September 2010, on the occassion of “La Chambre des Cauchemars d’Aleister Crowley” (réalisé par René Luckhardt), 4 – 13 July 2010, Wonderloch Kellerland Berlin

Replica Chambre des Cauchemars, Wonderloch Kellerland 2010

René Luckhardt, Abbey of Thelema, Cefalu, Sicily

Das Replikat des Chambre des Cauchemars der Abtei von Thelema in Cefalù von René Luckhardt zeigt die Überreste von Aleister Crowleys Wandmalereien von 1920, die ursprünglich die komplette Wandfläche eingenommen haben müssen. Die Abtei befindet sich heute in einem desolaten Zustand; ebenso die Wandmalereien, von denen nur noch wenige Fragmente erhalten sind. Diese Reste bleiben auf das Chambre des Cauchemars beschränkt, Crowleys Initiations- und Schlafzimmer.

Von den nachfolgenden Besitzern des Gebäudes übermalt bzw. zutapeziert, wurde die darunter liegende Malerei von späteren Besuchern stellenweise freigelegt. Eine sachgerechte Restaurierung ist jedoch nie erfolgt. Die Wände sind heute mit Kritzeleien und Graffiti beschmiert, die verbliebenen Reste durch Witterung stark beschädigt. Eine Rekonstruktion des Originalzustandes bzw. eine Restauration wäre heute vermutlich aussichtslos.

Das Replikat präsentiert die Fragmente, die als Malereien Crowleys zu erkennen sind bzw. ihm zugeordnet werden können. Räumliche Anordnung und Größe der Fotoabzüge entsprechen in etwa dem Original.

Die Abbildung ganz oben zeigt eine doppelköpfige, zwei-geschlechtliche schwarze Figur, die eine Darstellung Baphomets sein könnte. Sie befindet sich in einer Türlaibung und musste innerhalb eines Abstandes von ca. 80 cm gemalt werden. Stufenweise von oben nach unten abfotografiert, wurden die Einzelteile digital nachbearbeitet und aneinander gefügt. Aleister Crowleys Wandgemälde kann auf diese Weise aus der Distanz als Ganzes betrachtet werden.

Replica Chambre des Cauchemars, Galerie Seiler, München 2010

Sighs from the Dephts

„Sesam öffne dich“, nochmals sei’s gesagt, und zeig uns eine dritte Generation. Lass uns eine Wiese sehen, auf der Inseln von Buschwerk treiben. Wie makellos scheint diese grüne Kraft – wie reich die knospenden Gebüsche, die gleich Wällen die Möglichkeit des Eindringens verhindern, während sie zugleich durch ihre Anordnung und Verteilung etwas abschatten, was man Rasensalons und Foyers zu nennen geneigt sein darf – waldige Galerien und Kabinette. Manche dieser Schlupfwinkel tun sich einem plötzlich auf, als ob eine Schlange vorbei glitte, unerwartet, gleich einem verschwiegenen Alkoven. Wasserklausen und Krypten an den Gestaden eines Waldsees, entstanden aus den Kaprizen und dem Hin und Her der üppigen Büsche. Manche von ihnen sind so klein und so verschwiegen, dass man meinen könnte, sie seien Boudoirs. Hier ist eines, das in einem weniger unbeständigen Klima, ein wunderbares Atelier für einen Dichter böte, wo er Nachts aus seinem einsamen Herzen die Seufzer irgendeiner leidenschaftlichen Erinnerung hervorpressen möchte! An einer Ecke dieses Laubenstudios öffnet sich ein kleiner enger Gang, welcher, nachdem er beinahe verspielt labyrinthisch zu seinem Ausgangspunkt zurückgeführt hat, sich schließlich zu einer ringförmigen Kammer erweitert. Aus dieser heraus gibt es keinen Ausweg (es sei denn auf dem Wege, den man gekommen war), weder einen verstohlenen noch einen großartigen. Dies wäre nun ein reizendes Schlafgemach für den Dichter; dort könnte er den ganzen Sommer über ruhen und Nächte lang die flammenden Heerscharen über den Himmel ziehen sehen. Wie still wär’ es da im Sommer zur Mitternacht, so still wie in einem Grabe.

(Thomas de Quincey, Suspiria de Profundis)

“L’homme y passe à travers des forêts de symboles” (Charles Baudelaire)

A passage out of Suspiria de Profundis by Thomas de Quincey translated by Andreas L. Hofbauer into German.

Sleep Twitch – Stall und Stellung


A short clip from the lecture given @ Sophiensaele (December 18th, 2009)

(Vid by Marold L. Philippsen, Pics by Laura López Paniagua)

Über Zeugen und Zucht aka horse, missing (Text)

Ich_und-Bär

Frage :
Also ich gestehe ganz offen, dass mir die Parallelisierungen und Verschiebungen, die Sie hier vorbringen immer rätselhafter werden. Trotzdem: Was hat es denn nun mit diesen Pferden auf sich, die Sie uns hier beständig vor Augen führen?

Andreas L. Hofbauer :
Ja nun – die Pferde. Soviel gäbe es dazu zu sagen, wozu ich aber keine Zeit finden werde. Pferde sind ja Tiere die das Weite suchen. Keine Höhlenbewohner. Deshalb drängten sie sich mir auch auf in diesem Zusammenhang auf oder ich ließ mich auch von ihnen mitreißen. Zähmung, Domestizierung und Zucht – an sich schon erstaunliche und bemerkenswerte Gebiete – ließen sich hier ausmessen. Wie ein roter Faden zieht sich vor allem durch die totalitär-ideologische Kunst das Bild des gebändigten Pferdes. Selbst noch das “springende Pferd” Thoraks hat noch etwas von gewaltsamer Zähmung und Zügelung an sich. Dioskuren führen allüberall die Rosse, zwingen sie in Façon.
Doch ich will mich gar nicht darüber verbreitern. Und ich kann mich hier auch nicht auf die schrecklichen weißen Pferde aus den Alpträumen von Kubins Anderer Seite einlassen, welche die Nachtseite der Domestikation sind oder auf die Pferde aus John Hustons Film Misfits, in denen sich eine blonde Marylin Monroe am Ende selber erkennt. Es mag das Bild Johann Heinrich Füsslis in diesem Zusammenhang genügen, welches Sie hier sehen können. Eine Kopie desselben Bildes hing schließlich auch im Behandlungszimmer Sigmund Freuds in der Berggasse. Was vom Vergleich, das Ich verhalte sich zum Es, wie der Reiter zum Pferd zu halten sei, überlasse ich Ihnen. Was es hier also zu bändigen gab und worüber man sich dabei hysterisch täuschte, welche Rosstäuscherei also in der Tat im Gange war, kann nur an anderer Stelle ausgeführt werden.


Andreas L. Hofbauer (2009) about some manoeuvres of Josef Thorak, lecture-performance in Munich 2009 for the stage productionIk spek Menkenspak

Mythos Neanderthal

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Andreas L. Hofbauer on Joachim Neander (2000).

Oikos

Andreas Leopold Hofbauer

(Photo by Christina Mittag)

Andreas L. Hofbauer (author of Ökonomien der Sprache) poses in front of a greek building, giving us some hint about the real nemein of oikos.