ERDEN. Naturphilosophische Brocken

Für ERDEN, substantivisch und plural verstanden, gilt es also den imaginativen Raum denkbar weit aufzuspannen, um im besten Falle wahnwitzige Deterritorialisierungen zu provozieren und gleichzeitig dem Terrestrischen verpflichtet zu bleiben. Mit diesem „double-bind“ wollen wir auch der Schreberschen (Zwangs-)Vorstellung „Anbinden an Erden“ Rechnung tragen, die als ursprüngliches Leitmotiv figurierte.

ERDEN enthält Beiträge von Heather Davis, Kai van Eikels, Karin Harrasser, Donna Haraway, Maren Mayer-Schwieger, Johannes Neurath, Hermann Rauchen­schwandtner, Salome Rodeck, Oxana Timofeeva, Elisabeth von Samsonow, Oxana Timofeeva, Thomas Turnbull, Daniel Tyradellis, Maria Zinfert und einer künstlerischen Bildstrecke von Jenny Michel. 

Livestream: https://youtu.be/q5GhBPnsg9I

https://sonderzahl.at/event/erden-naturphilosophische-brocken-im-depot/

Miners

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Plinius der Ältere hat das Buch XXXVI seiner Naturkunden den Steinen gewidmet. Er berichtet dort vom Tempel der Fortuna in Antium, dessen Neubau Nero errichten ließ. Erbaut zur Gänze aus phengites, dem Leuchtstein (Glimmer). Ein hochgradig transluzides Kristall-Mineral das sich in hauchdünne Scheiben schneiden lässt. Dass diese trotzdem über die Härte des Marmors verfügen, hat Guido Panciroli im 16. Jahrhundert dazu erfunden. Schloss man alle Türen dieses Tempels, dann blieb es auch bei Tage helle in seinem Inneren. Vom angeblichen Tempel sind nicht einmal Fundamente zu finden. Heute aber kann jeder von uns Tag und Nacht in ihm sein Glück finden, weil er beinahe überall ist. Sarkophag und Bunker im Weltmaßstab. Wird man einen dunkleren Spiegelstein (Lapis specularis) finden, durch den hindurch wir abermals zu sehen vermöchten, was das Bild einer zweitausendfünfhundert Jahre alten Vase zeigt, die sich heute in Toledo, Ohio, befindet? Hades, wie er am Eingang in die Unterwelt freundschaftlich parliert mit dem seit der Bronzezeit mit Zeus eng verbundenen ältesten Gott der „Griechen“: Dionysos. Der hat sogar einen kleinen Pan-Knaben mitgebracht, der mit Zerberus spielt und Unfug treibt. [excerpt // speech by ALH]

Lecture and talk in Vienna (September 20th, 2016). Preview “Bleibende Steinzeit” (TUMULT. Schriften zur Verkehrswissenschaft). Together with Walter Seitter and René Luckhardt. Supported by Sonderzahl Verlag and Galerie Bernd Kugler.